Die Drohnen kommen!

Der Fortschritt ist eine interessante Sache. Noch vor Jahren war eine 24h-Belieferung der Gipfel aller Träume, heute reden wir von Paket-Drohnen. Und nicht bloß reden. Sie fliegen schon.

DHL, Amazon und andere sind bereits über die Prototyp-Phase hinaus und lassen Drohnen in Testläufen fliegen. DHL zum Beispiel beliefert die Insel Juist mit Medikamenten aus der Luft – geht viel schneller als wenn der Briefträger rausfahren muss. Das ist ein zentraler Aspekt: Zeitersparnis.

Ein zweiter ist: Kostenreduktion. Wenn die Drohne fliegt, braucht der Postbote nicht auszurücken. Das wird jene Kolleginnen und Kollegen freuen, die Tag für Tag einen „Laufbezirk“ von 20 Kilometern mit schwerem Schubwagen zu bewältigen haben. Andere, die wegen der Drohne ihren Job verlieren, wird das weniger freuen.

Wobei der Job-Saldo noch nicht raus ist: Drohnen schaffen ja auch neue Arbeitsplätze. Sie brauchen Piloten (solange sie noch nicht autonom fliegen), Fluglotsen, Datenverarbeiter und, natürlich, Menschen, die sie bauen, ausliefern und warten. Und gegebenenfalls mit Kehrbesen und Schäufelchen ihre havarierten Überreste vom Boden auffegen.

Denn mit einem guten Gewehr oder einer gut gehandhabten Stahlkugelschleuder können „Luftpiraten“ fette Beute machen und manch attraktives Paket aus der Luft ernten. Eine Gefahr, die in unserem so gesetzestreuen Land jedoch geringer ist als das technisch bedingte Absturzrisiko. Marcel Hirscher, Rekord-Weltcup-Sieger, wurde letzten Winter um Haaresbreite mitten im Rennen von einer Kamera-Drohne verfehlt. Immer wieder berichten Internet und Medien von Abstürzen privater Drohnen in Nachbars Garten, während dort die Grillparty im Gang war. Und wenn der Herbststurm übers Land fegt? Werden die Drohnen dann vom Winde verweht?

Oder viel banaler: Wie liefert denn die Drohne an meiner Haustür ab? Schmeißt sie mein Paket mit dem Fallschirm ab? Landet sie? Wo denn, wenn ich im fünften Stock wohne? Etwa auf dem Fensterbrett? Andererseits eröffnet die Ortsungebundenheit der Drohnen-Belieferung die schönsten Möglichkeiten: Der Grillabend auf dem Sportplatz oder an der Grillstelle in der Pampa läuft so gut, dass Bier und Würstchen schon um halb acht aus sind? Smartphone raus und die 30-Minuten-Drohnenbestellung angeklickt!

Wie bei jedem Fortschritt gibt es noch viele offene Fragen zu klären. Doch das hält den Fortschritt nicht auf. Schon gar nicht in der innerbetrieblichen Nutzung: In manchen Lägern fliegen die Drohnen schon jetzt Artikel und Teile hin und her. Fliegen ist schneller als das Transportband – und flexibler. Ein Transportband kann nicht plötzlich seine Bahn verändern.

Interessant und lohnend sind Flugdrohnen auch bei der Inventur. Die Wissenschaftler und Ingenieure des Fraunhofer IML in Dortmund testen diese Idee gerade intensiv. Anstatt dass dann Legionen von Lagerarbeitern ausschwärmen, mit dem Scanner in der Hand Lagerposten einscannen und deshalb das normale Geschäft oft mehrere Tagen ruhen muss, können dann Scharen von Drohnen die Bestände erheben – und das Geschäft läuft weiter.

Nichts gegen den technischen Fortschritt, aber warum dominiert ausgerechnet der technische und nicht, sagen wir, der menschliche Fortschritt derart die Schlagzeilen? Warum berichten und erzählen wir nicht mindestens gleichrangig von einer revolutionären Art und Weise, zum Beispiel Burnout, Mobbing und andere berufliche Beeinträchtigungen zu mildern? Die Arbeitszufriedenheit zu steigern? Beruf und Leben besser zu vereinbaren? Entspricht die Gewichtung der Berichterstattung wirklich unseren Prioritäten?

Es wird ein großes Hallo geben, wenn Amazon oder DHL oder wer auch immer das Rennen macht und zum ersten Mal auf seiner Homepage die Anklick-Option „Drohnen-Belieferung“ anbietet. Danach wird das Ganze so normal werden wie jeder Fortschritt, an den wir uns gewöhnt haben. Am Ende geht es im Luftraum über unseren Städten so zu wie auf Coruscant aus Star Wars: Endlose Kolonnen von Fahrzeugen schieben sich Stoßstange an Stoßstange kreuz und quer durch den Himmel über dem Stadtplaneten. Denn warum sollten bloß unsere Pakete in die Luft gehen?

Der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Irgendwann gibt es fliegende Autos, Busse, Mini-Helis oder noch besser:

Jet Packs für alle!

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