„Unzustellbar“? Gibt‘s nicht mehr!

Auf der letzten Meile, also kurz vor unserer Haustür, wird es richtig teuer. Und ineffizient. Vor allem dann, wenn wir selber nicht zu Hause sind und auch kein freundlicher Nachbar unsere Sendung annimmt.

Dann muss der Lieferdienst nämlich unverrichteter Dinge weiterfahren und nochmals herfahren – und das ist brüllend ineffizient und nebenbei gar nicht gut für Luft und Umwelt. Sage und schreibe 30 Prozent aller Pakete hierzulande sind unzustellbar bei der ersten Anlieferung. Das muss man sich mal vorstellen: Bei welchem anderen Arbeitsprozess würden wir so eine Fehlerquote tolerieren? Beim Handy-Telefonieren? Beim Auto-Anlassen? Gar beim Bremsen während des Autofahrens? 30 Prozent sind indiskutabel.

Und weil sie das sind, stellen wir uns manchmal auf den Kopf. Rund 50 Prozent der Online-Shopper geben an, dass sie am Tag der angekündigten Zustellung auch mal früher von der Arbeit nach Hause gehen oder sogar Urlaub (!) nehmen, um ein Paket in Empfang zu nehmen. Man denke. So war das nicht gedacht! Urlaub verbraten wegen einer Sendung Bettwäsche? Im 21. Jahrhundert?

Also wäre es doch schön, wenn man „Unzustellbar!“ komplett vermeiden könnte. Jede Sendung wird zugestellt, immer, gleich, sofort, aufs erste Mal. Auch ohne freundliche Nachbarn, ohne Paketstation oder Liefer-Agentur. Wie soll das gehen? Raten Sie doch mal!

Über welchen Briefkasten außerhalb des Briefkastens und sogar in passender Größe für mehrere Pakete verfügen die meisten von uns? Ja, klar: Es ist der Kofferraum vom Auto. Das Auto steht entweder vorm Haus oder auf dem Parkplatz in der Nähe der Arbeit – und beides Mal kann der Lieferdienst anliefern. Nennt sich Trunk Delivery, Anlieferung in den Kofferraum.

Mehrere Pilotprojekte laufen derzeit. Zum Beispiel mit Volvo in Belgien seit 2014. Mit Audi, DHL und Amazon seit 2015 hier in Deutschland und seit letztem Jahr auch mit Daimler, DHL und Amazon. Die technische Seite ist einfach: Smart ist doch inzwischen so vieles: Handy, Home, Waschmaschine – also stattet man das Auto einfach auch mit einem Smart Trunk, einem smarten Kofferraum aus.

Kommt der Paketbote zum Auto, gibt er ein Funksignal, das für ein definiertes Zeitfenster für genau eine Nutzung den Kofferraum öffnet, weil das smarte Auto via Vernetzung mit der Hersteller-Zentrale die Freischaltung bekommt. Der Kofferraumdeckel geht auf, das Paket geht rein – Zustellung erfolgt! Und wenn im Kofferraum zufällig noch Ihre 6.000 Euro teure Golf-Ausrüstung liegt?

Dann wäre der Paketbote schwer dämlich, würde er zugreifen. Denn natürlich erfasst das smarte System automatisch auch, wer wann wie lange den Kofferraum öffnet. Alles in allem eine tolle Sache. Wollen wir alle haben, aber sicher doch. Tagsüber auf der Arbeit, aber in den Feierabend mit einem Kofferraum voller schöner Sachen heimfahren – der Traum jedes Online-Shoppers und jedes hart arbeitenden Menschen. Also: Was kostet die Nachrüstung? Und ab welchem Baujahr gehört der Smart Trunk zur Serienausstattung? Das ist das Spannende an der Zukunft: Man weiß es noch nicht.

Wir kennen doch unsere Autoindustrie. Während viele Startups bereits die Beta-Version eines Produktes oder Dienstes mit 396 Bugs an die Kunden verteilen und dann täglich wie irre upgraden, tüftelt der deutsche Ingenieur so lange an einer Lösung, bis sie nach tausenden Testanwendungen bug-frei und reibungslos funktioniert. Wann die Trunk Delivery genau kommt, ist auch nicht so wichtig.

Wichtiger ist: Es tut sich was. Die Zukunft entsteht bereits. Jetzt. Und sie ist ein sportlicher Wettkampf. Denn wie wir wissen, ist die Paket-Drohne auch noch im Rennen. Die Drohne, die millionenschwer gerade entwickelt wird und dann erst noch gebaut, zugelassen und infrastrukturiert werden muss. Während der Kofferraum längst da ist. Ohne dass man Millionen investieren müsste.

Bonus-Punkt: Wenn das mit der Kofferraum-Belieferung klappt, müssen wir den Feierabend auch nicht mehr mit lästigen Besorgungen vergeuden. Denn alles, was auf der Einkaufsliste vom Tage steht, können wir tagsüber bestellen und dann abends ohne jeden Zeitverlust weder fürs Einkaufen noch für Parkplatzsuche und Staus in Innenstädten im eigenen Kofferraum nach Hause fahren. Mehr Feierabend fürs Geld! Die Logistik macht’s möglich.

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