Geht nicht? Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Noch nicht ganz serienreif, doch die Technik dahinter steht schon bereit und heißt DVS – Digital Vehicle Scan. Schon mal gehört? Die wenigsten werden davon gelesen haben. Doch der TÜV setzt auf diese Technik der Zukunft.
Kein TÜV-Prüfer muss mehr mühsam in die Grube unters Auto steigen oder die Schweller abklopfen. Die ganze Arbeit machen 36 Kameras in einer Box, die wie eine kleine Garage aussieht: Das Auto fährt durch, die Kameras schauen sich alles genau an, vollautomatisch, digital. Und schon steht das Ergebnis der Prüfung. Das optische Verfahren ist dabei so ausgereift, dass man berührungslos sogar Profiltiefe und Reifendruck rein optisch vermessen kann.
Wir müssen nicht mehr beim TÜV oder beim Autohaus erst in der Warteschlange, dann während der Prüfung und dann auf das Ergebnis warten. Wir fahren einfach vor, fahren durch die Box – et voilà, das Ergebnis ist da: Drive Thru TÜV.
Die vollautomatische Fahrzeugprüfung ist so vielversprechend, dass der TÜV bereits 60 Prozent am Unternehmen übernommen hat, das die Technik entwickelt. Für uns AutofahrerInnen ist das ein Quantensprung: keine Wartezeiten, schnellere Ergebnisse und vor allem arbeitnehmerfreundliche Prüfungszeiten. Denn die Box arbeitet personalfrei 24/7 und ist prüf-fähig für alles, was auf Rädern rollt; vom PKW über den LKW bis hin zum Bus. Was zunächst einmal nichts Gutes für die Arbeitsplatzsicherheit der Prüf-Ingenieure verspricht. Doch die könnten sich dann auch anspruchsvolleren Aufgaben widmen. Das Feld der Sicherheit in der Mobilität ist groß und bedarf eher mehr als weniger Expertise.
Eine besonders lukrative Perspektive eröffnet die DVS-Box allen Logistikunternehmen, Spediteuren, Autohäusern, Mietwagenfirmen, Gebrauchtwagenhändlern und Car Sharing-Anbietern. Sie müssen ihre Flotten nicht mehr wie bislang noch zeitaufwändig und damit kostenintensiv durch den TÜV schleusen oder bei einer Fahrzeugübernahme von Hand prüfen. Sie stellen sich einfach eine DVS-Box auf den Hof und schicken ihre Fahrzeuge praktisch en passant, quasi im Vorüberfahren durch die DVS – in erheblich weniger Zeit als die Reinigung zum Beispiel rücklaufender Mietfahrzeuge kostet. Und nicht nur das.
Auch das Flottenmanagement profitiert von DVS. Denn mit der Box muss man nicht mehr bis zum nächsten TÜV warten, bis etwaige Mängel aufgedeckt werden. Im Sinne der Predictive Maintenance kann man auf Verdacht auch einfach mal so rasch durch die Box fahren, um sich zu vergewissern oder Schäden bereits dann zu erkennen, wenn sie noch ganz klein oder noch gar nicht aufgetreten sind. Auch für den privaten Autobesitzer ist das ein Vorteil: In der Hektik einmal zu schnell über den Bordstein gerauscht und jetzt unsicher, ob Spur oder Sturz verstellt sind? Einfach einmal durch die Box und man hat Sicherheit, bevor beim nächsten TÜV der Prüfer einen halben Satz neuer Reifen fordert, weil diese auf der Steuerachse einseitig abgefahren sind. Das spart Geld.
Darüber hinaus ist die digitale Analyse via DVS rechts- und formsicher: Die Box hat nie einen schwachen Tag oder ist durch besonders penetrante Fahrzeughalter abgelenkt. Und sie ist selbst nach einem harten Arbeitstag und der zigsten Prüfung auch noch spätabends weder müde noch überkritisch.
Der TÜV setzt voll auf die Digitalisierung der Prüfung und möchte dabei auch Künstliche Intelligenz einsetzen, um Schäden besser erkennen zu können und den Gutachtern zu helfen, diese besser beurteilen zu können. Damit werden Geschwindigkeit und Qualität der regelmäßigen Fahrzeug-Überprüfung gesteigert – und damit die Sicherheit auf unseren Straßen.