Friedhof der E-Scooter

Eine Studie der ETH Zürich kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis: E-Scooter sind eher schädlich für die CO2-Bilanz. Das ist der Hammer.

Denn natürlich glauben wir immer noch, dass die E-Mobilität das Klima, die Umwelt, die Atemluft, den Planeten und die Zukunft unserer Kinder und Enkel rettet. Der E-Scooter – quasi ein Tretroller mit E-Motor – ist Teil dieser E-Mobilität und laut Studie keine wirklich gute Idee. Laut ETH ist der Scooter sogar schädlicher als ein Diesel-Bus.

So ein Scooter verursacht (bei Herstellung und Stromerzeugung) 130 Gramm CO2 umgerechnet auf den gefahrenen Kilometer. Das ist zwar besser als ein Mittelklasse-PKW, aber mehr als doppelt so schlecht wie ein Diesel-getriebener Bus. Das hätte uns mal vorher jemand sagen sollen!

Eine andere Studie, diesmal vom deutschen Umweltbundesamt, fand heraus: Scooter ersetzen oft den umweltfreundlichen Fuß- und Radverkehr, aber nicht wie beabsichtigt den PKW-Verkehr. Man radelt also nicht abgasfrei oder geht gleich zu Fuß, sondern nimmt den Scooter, der das Klima belastet. Somit scheint der klimafreundlichste Scooter jener zu sein, der nicht hergestellt wird. Noch paradoxer wird es, wenn man Scooter im Zusammenhang mit Sharing betrachtet.

Auch das fand die ETH heraus: Sharing ist schlechter als Privatbesitz. Dabei wurde uns stets das Gegenteil beigebracht. Wieso stimmt das nicht?

Hauptsächlich aus einem einfachen Grund: Private Scooter bleiben mehr als doppelt so lang im Einsatz als gesharte Scooter, bis sie gewartet oder ersetzt werden müssen. Gesharte Scooter verschleißen schneller, weil natürlich niemand auf etwas achtgibt, das einem nicht gehört.  Der Slogan „Sharing is Caring“ scheint zumindest für die Mikromobilität nicht zu gelten, schreiben die AutorInnen der Studie. Da sieht man mal wieder, was harte empirische Arbeit zutage fördert. Sie wird so selten gemacht!

Im Regelfall wird mit aller Macht ein Hype gepusht, ein Narrativ endlos wiederholt und uns weiß Wunder was davon versprochen. Dann rechnet ein Empiriker mit gespitztem Bleistift nach und die Blase platzt, meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wer liest heutzutage noch Studien? Oder Blogs? Oder die Wahrheit? Ist uninteressant in diesen Tagen. In diesem Sinne: Glückwunsch, dass Sie hier sind!

Wobei die Wahrheit schlicht ist: Nur 21 Prozent der Befragten gaben an, dass sie wegen des Scooters ihr Auto haben stehenlassen. Immerhin! Aber eben nicht in dem Maße, das erhofft worden war und das für die Klimarettung nötig wäre. Wir haben so tolle Ideen! Wenn nur jemand dabei mitmachen würde!

In einer Forsa-Umfrage vom August 2020 sagten 62 Prozent der Befragten, dass sie den Scooter lediglich für Spaß und Zeitvertrieb nutzten, aber nicht für das, was das Klima entlastet: Auto stehen lassen und scootern. Nur 13 Prozent gaben an, den Scooter für den Weg zur Arbeit zu nutzen – und von diesen 13 Prozent ist nicht einmal bekannt, ob sie vorher nicht per pedes oder mit dem Rad zur Arbeit gelangten. Zur Klimaenttäuschung kommt noch ein echtes Umweltproblem.

Auch in Nürnberg liegen sie überall rum: in der Pegnitz, in den Blumenrabatten, auf öffentlichen Flächen, in Winkeln und Gassen. Kein schönes Bild. Und kein Nutzen für Umwelt, Klima und Ressourcen.

Schon erstaunlich, was alles unter der grünen Flagge der Klimarettung segelt und einem Faktencheck nicht standhält. Nichts gegen E-Scooter! Mit so einem Scooter durch die Innenstadt zu zischen macht Spaß, ist schnell, einfach und leicht. Doch wir sollten vorsichtig mit dem sein, was wir uns davon versprechen. Anders gesagt: Wann hören wir endlich auf, nur gute Ideen zu haben und Versprechungen zu machen und fangen endlich damit an, das Klima zu retten?

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