Smart City

Wir alle kennen das Smart Home. Jetzt werden nicht nur Häuser, sondern ganze Städte smart, weshalb das korrespondierende Schlagwort „Smart City“ lautet.

Das Schlagwort gibt es ungefähr seit der Jahrtausendwende. Eine Stadt ist dann smart, wenn sie weitgehend nachhaltig ist, Ressourcen spart, ihre Stadtplanung sich am demographischen Wandel ausrichtet und das alles bei soliden Finanzen.

Ein Instrument smarter Städte ist zum Beispiel Sharing. Je mehr Autos geshart statt gekauft werden, desto weniger Autos verstopfen und verpesten die Innenstadt der smarten Stadt. Experten gehen davon aus, dass für ein geshartes Auto bis zu 15 Autos nicht gebaut werden müssen – und schon gibt es mehr Platz auf Parkplätzen und Fahrspuren für umweltfreundliche Fahrräder. Smart City – die Idee klingt gut. Ist sie Utopie oder Realität?

Helsinki, die Hauptstadt Finnlands, ist Vorreiterin in der Smart-City-Bewegung. In ihrem Hafenviertel wohnen die Bürger in Wohnungen, deren Licht, Heizung und Sauna – wir sind in Finnland – per App gesteuert werden und der Müll über ein unterirdisches Röhrensystem abtransportiert wird. Da via App sämtliche Nutzungsdaten erhoben werden, lässt sich der aktuelle Verbrauch besser optimieren und lassen sich spätere Bauprojekte auf Basis der erhobenen Daten nachhaltiger planen.

Zur Smart City gehören auch, dass in Helsinki fast alle Behördengänge online erledigt werden können. Das spart Zeit, vor allem Wartezeit in den Vorzimmern der Ämter, spart Stress und Nerven und entlastet die Innenstadt von Besucherverkehr. Das wiederum spart Parkplätze, was Fußgängern, Radlern und der Begrünung mehr Platz verschafft, was die Luft weiter verbessert – praktisch ein grüner Domino-Effekt.

Wer zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV in der Stadt unterwegs ist, sammelt Punkte, die er und sie gegen Sauna-Besuche eintauschen kann – wie gesagt: Wir befinden uns in Finnland, wo Saunieren Volkssport ist. So ein Incentive-System könnte sich eigentlich jede Stadt leisten.

Ein neues Stadtviertel von Helsinki heißt Wood City, wobei das hauptsächlich verwendete Baumaterial namensgebend Pate stand. Nichts ist städtebaulich nachhaltiger als Holz.  Im Gegensatz zu Beton wächst es nach.  In Helsinkis Holzviertel wurden und werden sämtliche Wohngebäude, Bürokomplexe, ein Hotel und ein Parkhaus komplett aus Holz gebaut. Das sieht auf Google recht hübsch aus, ist nachhaltig und funktionell: Holz ist so tragfähig wie Stahl und fast so druckfest wie Beton. Es ist wiederverwendbar, erneuerbar und auch kostengünstig. Die Holzhäuser sind zwar extrem nachhaltig, aber nicht teurer als herkömmliche Häuser. Außerdem verbreitet Holz ein behagliches Wohnklima; die Menschen wohnen gern darin.

Zudem hat Holz unter allen Baumaterialien den kleinsten CO2-Fußabdruck: Bäume produzieren bei ihrer „Produktion“ kein CO2, sondern vernichten welches. Die Hochbautechnik ist inzwischen so weit, dass selbst Hochhäuser in Holzbauweise gebaut werden. In Helsinki haben sie eines mit acht Stockwerken hochgezogen. Holzhäuser gibt es schon lange, doch erst die Eignung für den Hochhausbau macht Holz als Baumaterial auch für Städte tauglich, wo viel in die Höhe gebaut werden muss.

Das „Waldviertel“ in Helsinki tut es also seinem grünen Baumaterial gleich und wächst kontinuierlich. Und nicht nur dieses Viertel. Aktuell verfolgt Helsinki 81 Smart-City-Projekte. Dass die Bürger gerne in der smarten Stadt wohnen, liegt auch daran, dass sie in alle smarten Projekte ihre Ideen und Vorschläge einbringen können, nach dem Motto:  Zusammen für eine bessere Zukunft.

Helsinki ist ein urbanes Testlabor. Was in Helsinki funktioniert, wird zu Städten in aller Welt hinaus exportiert. Wie schön, dass es solche Vorbild-Städte gibt. Warum eigentlich nicht hierzulande?