Wozu Kriege nütze sind

Kriege töten Menschen. Sie zerstören Städte. Sie zerstören Nationen. Sie sind schlimmer als Pandemien. Was lediglich heißt: Schlimm wütet die Natur, doch weitaus schlimmer ist der Mensch. Ganz nebenbei ist Krieg auch der Gipfel der Ineffizienz.

Nur als Beispiel: Im Corona-Jahr 2021 erzielte DHL das beste Ergebnis der Firmengeschichte mit einem Gewinn von 8 Milliarden Euro, was einer Steigerung um 65% entspricht. Seit Putins Invasion der Ukraine befürchtet die Konzernleitung einen massiven Umsatzeinbruch. Das befürchten übrigens alle Paketdienste. Kriege machen alles kaputt.

Unternehmen, die unter die Sanktionen fallen, verlieren ihren kompletten Umsatz in Russland. Die Verbände warnen bereits davor, dass dies viele Unternehmen in den Ruin treiben wird – wie etliche ihrer Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren. Statt Fachkräftemangel haben wir dann wieder Arbeitslosigkeit.

Mehl ist im Discounter vergriffen, Sonnenblumenöl wird rationiert. Kriege sind Inflationstreiber – wie wir alle bemerkt haben. Super für 2,28? Noch im Januar konnte sich das keiner auch nur vorstellen. Speditionen können den Diesel-Preis nicht mehr bezahlen und machen dicht, ihre Mitarbeiter werden arbeitslos, Frachten kommen nicht mehr an, Regal bleiben leer, weshalb die Preise weiter steigen. Wer jetzt Heizöl bestellt, bezahlt Horrorpreise und muss noch glücklich sein, dass er überhaupt etwas bekommt. Während unsere Politiker behaupten, es gäbe keine Verknappung, rufen Heizöl-Händler schon gar nicht mehr zurück, wenn Kunden anrufen und bestellen wollen. Zehntausende rufen gar nicht mehr an, weil sie entweder essen oder heizen können, nicht beides zugleich und sich fürs Essen entschieden haben. Nur der Sommer kann sie vor dem Erfrieren in der eigenen Wohnung bewahren. Nicht die Politik. Nicht die menschliche Vernunft – allein der Begriff ist ein Widerspruch in sich. Wir haben in 40.000 Jahren moderner Zivilisationsgeschichte unsere Technik so weit entwickelt, dass wir Menschen zum Mond schießen, sind aber noch genauso aggressiv, kriegerisch, psychotisch und unfähig eines friedlichen Zusammenlebens wie damals im Neandertal. Das ist Fortschritt.

Kriege machen Grenzen dicht: Entweder sind viele Grenzübergänge jetzt geschlossen. Oder die Schlangen der Flüchtenden und wartenden LKW reihen sich bis zum Horizont. Russische und Weißrussische LKW kommen an einigen Übergängen gar nicht mehr über die Grenze, weil Hunderte Demonstranten sie blockieren. Ihre Waren verderben, Regale bleiben leer. Falls russische LKW überhaupt noch fahren können. Denn wegen der Sanktionen können sie in der EU weder Sprit kaufen noch übernachten noch Maut bezahlen.

Der größte Handelshafen in der Ukraine ist Odessa mit jährlich 300.000 Tonnenäquivalenten. Der Hafen ist jetzt zu; sein Terminal wird übrigens von einem deutschen Unternehmen geleitet, das jetzt out of business ist. Schiffe kommen nicht mehr rein und jene, die dort vor Anker liegen, kommen nicht mehr raus, ihre Besatzungen sind Geiseln des Krieges. Sie hoffen, dass sie wenigstens nicht zerbombt werden oder verhungern.

Auf der Schiene kommen noch Züge durch. Wenn Hilfsgüter ankommen, dann per Zug. DB Cargo hat in einer einzigen Nacht auf diese Weise 350 Tonnen Hilfsgüter ins Kriegsgebiet gebracht. Der Zugführer wird auf glühenden Kohlen gesessen und sich gefragt haben, ob er auch ein Retour-Ticket gelöst hat oder ob dies seine letzte Fahrt war.

Und das waren lediglich einige Auswirkungen des Krieges auf Logistik und Versorgung. Das sagt schon einiges. Es sagt aber noch nicht das, was gesagt werden muss und nicht oft genug gesagt werden kann: Krieg ist die dümmstmögliche Verschwendung von Menschenleben und Ressourcen. Oder wie Edwin Starr in „War“ bereits 1969 anlässlich des Vietnamkrieges sang: „War, huh, yeah. What is it good for? Absolutely nothing.“