Hören Sie das Gras wachsen?

Digitalisierung, Big Data, nein, inzwischen schon Smart Data, Grüne Logistik – um nur drei zu nennen. Drei Trends aus einer unendlich scheinenden Liste von Trends, von denen keiner so recht weiß: Kommen sie oder nicht? Wann? Wie heftig? Und: Welche muss ich mitmachen, um nicht zu den Verlierern von morgen zu zählen?

Wer eine glänzende Zukunft erleben möchte, muss die Zukunft erst einmal verstehen. Das klingt trivial, doch die meisten verfolgen die diametrale Strategie: „Schau’mer mal.“ Sie versuchen nicht, die Zukunft zu verstehen – sie lassen sie auf sich zukommen. Ein garantiertes Misserfolgsrezept: Den Trend, den ich heute verschlafe, hole ich morgen doch nie auf! Um Louis Pasteur zu variieren: Die Zukunft begünstigt den vorbereiteten Geist. Um die Zukunft zu verstehen, muss man kein Wissenschaftler oder Zukunftsforscher sein. Niemand kann in die Zukunft schauen, aber jeder kann die Zukunft verstehen (lernen).

Jeder, der schon einmal im April einen Regenschirm zum Sonntagsspaziergang mitnahm, hat das bereits getan. Denn wie alles in der (menschlichen) Natur folgt auch die Zukunft bestimmten Gesetzen:

1.       Wissen (um die Wettervorhersage) ist besser als Angst oder Verdrängen („Wird schon nicht regnen!“).

2.       Pro-aktiv handeln (Schirm mitnehmen) ist besser als reaktiv abwarten (und nass werden).

3.       Je größer mein Wissen um die Zukunft und je stärker mein pro-aktiver Handlungsimpuls, desto besser wird meine Zukunft (allein schon relativ betrachtet: Weil die Nicht-Wissenden und Nicht-Handelnden nass werden, wenn es regnet).

Anders ausgedrückt: Die Zukunft ist gerecht. Sie belohnt den Verständigen, die Vorbereitete. Umgekehrt, und das sollte man nicht aus falsch verstandener Rücksichtnahme verschweigen, bestraft sie Schlafmützen, Zögerer, Zauderer und Hinterher-Besserwisser. Es ist wie mit dem Regenschirm beim Sonntagsspaziergang: Wer ihn mitnimmt, kann Glück oder Pech haben (je nach Eintrittswahrscheinlichkeit des Szenarios „Regen“). Wer aber keinen dabei hat, hat im Regenfall im Regelfall Pech. Wer im Business in fünf, zehn, 20 Jahren im Regen stehen wird, lässt sich heute schon sagen.

Denn die Sieger von Morgen hören heute schon das Gras wachsen: Und sie trimmen es! Sie gewinnen zum Beispiel heute schon Smart Data aus Big Data. Sie haben die IT-Expertise dafür aufgebaut, sie bauen ihre Netzwerke aus. Sie digitalisieren, indem sie unter anderem Kunden und Partner in der Supply Chain über Informationsschnittstellen digital miteinander verbinden. Sie monitoren und kontrollieren ihren CO2-Ausstoß. Woher wollen sie wissen, dass ausgerechnet diese Trends ihnen ausgerechnet in ihrer Supply Chain Wettbewerbsvorteile bringen werden?

Hier kommt die zentrale Schlüsselkompetenz der Zukunft ins Spiel: Zukunftskompetenz. Zusammen mit Fachkompetenz die wichtigste Kompetenz der Zukunft. Die fortschrittlichen Unternehmen fragen sie mittlerweile verstärkt nach – auch hier am Lehrstuhl.

Gerade führen wir zum Beispiel eine Delphi-Studie (Googeln, wer mag) für ein Unternehmen durch, das mit dieser speziell strukturierten Art der Expertenbefragung herausfinden möchte, welche von den unendlich vielen Trends morgen und übermorgen seine spezielle Supply Chain prägen werden. Es liegt auf der Hand, dass das Unternehmen dank dieses Expertenwissens in Zukunft erfolgreicher als jene sein wird, die nicht über dieses Wissen verfügen, wenn die Zukunft dann tatsächlich anbricht.

Niemand kann in die Zukunft blicken. Aber keine(r) muss sich von ihr überraschen oder ins Abseits stellen lassen. Zukunftserfolg ist eine geradezu lineare Funktion von Zukunftskompetenz. Und wie man Kompetenz erwirbt, wissen wir alle – hoffe ich.   

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