Wir gründen!

Alle reden von Corona – wir heute  einmal nicht. Wir sprechen übers Gründen. Gründen ist eines der besten Heilmittel gegen und nach Krisen (jetzt reden wir doch über Corona). Also: Was machen unsere Start-ups?

Ende letzten Jahres wurde der Start-up-Monitor veröffentlicht, der ein interessantes Schlaglicht auf die kleinsten, agilsten und lebhaftesten Unternehmen dieser Nation wirft. Rund 2.000 Start-ups wurden befragt. Erste Erkenntnis: Gründer schaffen Jobs!

Im groben Durchschnitt arbeiten pro (befragtem) Unternehmen 13,3 Mitarbeiter in so einem Start-up. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um einen ganzen statistischen Mitarbeiter. Insgesamt wollen 90 Prozent der Gründer neue Mitarbeiter einstellen; zusammengerechnet ungefähr 14.000 Mitarbeiter. Natürlich kommt jetzt die Krise dazwischen. Doch irgendwann ist auch damit Schluss und dann nimmt der Job-Motor der Start-ups wieder Fahrt auf.

Zweite gute Nachricht: Auch der Anteil der Gründerinnen stieg. Zwar moderat von 15,1 Prozent auf 15,7 Prozent – aber immerhin der fünfte Anstieg im fünften Jahr in Folge. Damit ist das offiziell ein Trend: Gründerinnen sind schwer im Kommen.

Dritte gute Nachricht: Der Greta-Effekt hat die Start-up-Szene erreicht. Wir können verstärkt Gründungen in den Bereichen Green Economy und Social Entrepreneurship beobachten. Stramme 36 Prozent der befragten kleinen Unternehmen sind in diesen beiden Bereichen aktiv. Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen für den arg gescholtenen, umweltfeindlichen und unsozialen Spätkapitalismus: Start-ups sind zu einem sehr hohen Anteil grün und sozial!

Wobei wir spätestens hier die grundlegende Frage beantworten sollten: Was ist überhaupt ein Start-up? Fragt man den berühmten Mann auf der Straße, dann hört man häufig: „ein kürzlich gegründetes Unternehmen!“ Diese Meinung ist weit verbreitet. Doch kann nicht jedes eben gestartete Unternehmen als Start-up bezeichnet werden.

Vielmehr sind für eine Zugehörigkeit zu dieser illustren Gattung neuer Unternehmen zwei Charakteristika maßgeblich. Ein neu gegründetes Unternehmen wird nur dann als Start-up bezeichnet, wenn es erstens eine innovative Idee oder Problemlösung verfolgt und zweitens das Ziel hat, stark zu wachsen und einen hohen Unternehmenswert zu erreichen.

Das heißt: Der neue Lebensmittelladen um die Ecke ist kein Start-up, obwohl er eben erst eröffnet wurde und ihm jetzt – wieder dank Corona – wir Verbraucher die Bude einrennen (vor allem, wenn er Seife und Klopapier hat).

Wo finden wir Start-ups? Klassische Biotope, in denen Start-ups am häufigsten in freier Wildbahn zu beobachten sind: Künstliche Intelligenz, IT, Online-Business, Pharma, Maschinenbau-Entwicklung, Software, Games, Fitness, eHealth, Cyber Security, Sharing-Plattformen, Versandhandel, Smart Home-Anwendungen bis hin zur Vernetzung von ganzen Städten, Soziale Medien, Dating, Fahrdienste, Reise und Buchungsdienste, Preisvergleiche, Finanzdienstleistungen, Versicherungen …

Das sind eine Menge Branchen und eine Menge Unternehmen. Warum sind es nicht längst mehr? Wegen des Geldes. Eine einzige Frage ist der Flaschenhals der gesamten Gründerszene: Wie kommt der Gründer ans Geld? Für jeden und jede, die gründen wollen, sind Kapitalzugang und Bürokratie immer noch die höchsten Hürden.

Deshalb finanzieren 80 Prozent der (befragten) Gründer große Teile ihres benötigten Budgets aus der eigenen Tasche. 30 Prozent pumpen Familie und Freunde an. Denn beide Quellen sind immer noch leichter zugänglich als die Förderung von Amts wegen oder gar über Finanzinstitute. Man kann Staat und Wirtschaft vorwerfen, was man will, „gründerfreundlich“ jedoch ist diese Republik immer noch nicht. Auch an Venture Capital oder an Business Angels ranzukommen ist in vielen anderen Ländern deutlich leichter, einfacher und schneller möglich – und mit mehr Geld im Hintergrund.

An eine externe Geldquelle heranzukommen macht hierzulande schon gehörig Aufwand, den viele Gründer nicht betreiben können, weil sie nebenher ein Business zu gründen haben. Dabei gibt sich der Staat schon Mühe.

2018 stellte die Bundesregierung rund 467 Mio. Euro für Gründungen zur Verfügung; die Bundesländer schießen noch einiges hinzu. Das ist schon eine deutliche Verbesserung. Denn 2014 waren es noch lediglich 109 Millionen. Es tut sich was, durchaus.

Zu dieser positiven Entwicklung zählt auch, dass der Wirtschaftsminister kürzlich versprach, einen „Start-up-Booster“ für Start-ups und kleine Mittelständler zu schaffen; Umfang: 2 Mrd. Euro.

Das ist eine Ansage. Das macht Hoffnung wie auch die Spekulation auf die besondere Agilität von Start-ups: Werden sie auch im Aufschwung schneller und agiler sein als die Dickschiffe der Wirtschaft und uns so schneller aus der nach Corona einsetzenden Rezession mit Massenentlassungen und Pleitewelle herausführen? Wir hoffen das. Wir werden es erleben.

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