Was macht Menschen erfolgreich?

Was macht das menschliche Zusammenleben angenehmer, harmonischer, sozialer, menschlicher? Worauf tippen Sie?

Natürlich, kennen wir alle: die legendären Soft Skills. Also zum Beispiel Teamfähigkeit, Problemlösungskompetenz, Kommunikationskompetenz, Kritikfähigkeit, Empathie, Beziehungs- und Emotionale Intelligenz, Zeitmanagement, Selbstreflexion und viele andere mehr. Und exakt jetzt hat dieser Blog locker die Hälfte seiner Leserschaft verloren.

Denn Soft Skills gelten in unserer Ellbogen-Gesellschaft nicht viel. Was man heutzutage braucht, sind vielmehr ein gesunder Egoismus, ein dickes Fell, keine übertriebene Rücksicht und vor allem drei Dinge: Fachkompetenz, Fachkompetenz und Fachkompetenz. Das denken viele, wenn nicht die meisten. Und am meisten leiden AbsolventInnen und BewerberInnen unter diesem Irrglauben.

Denn fragt man Personaler und Führungskräfte der Wirtschaft (was in Studien häufig passiert), nach ihrer Meinung, kommt seit Jahr und Tag dasselbe heraus: Die SoKo, nein, nicht die Sonderkommission der Polizei, sondern die Soziale Kompetenz entscheidet über den Erfolg eines Bewerbers – bei der Bewerbung wie im Beruf. Der Klassiker, den Personalchefs seit Jahren gebetsmühlenartig wiederholen: „Was nützt mir ein hoch kompetenter Fachidiot, der nicht teamfähig ist? Der sprengt mir doch jede Abteilung!“ Klingt einleuchtend?

Die Frage ist: Für wen? Für Personaler und Führungskräfte jedenfalls. Nicht jedoch für BewerberInnen, AbsolventInnen, Job-Wechsler und WiedereinsteigerInnen. Sie sind – zu Recht – stolz auf ihre Qualifikation, Abschlüsse und Zeugnisse. So stolz, dass sie blind werden für jene Soft Skills, die sie bräuchten, um erfolgreich zu sein. Die US-Unternehmensberatung Hay Group hat das in einer Studie quantifiziert.

Demnach sind sich 70 Prozent der befragten jungen Fachkräfte und Akademiker sicher, dass Fachkenntnisse ausreichend sind für eine Anstellung. Das ist schockierend. Wie kann man so hoch intelligent, gebildet und qualifiziert sein und gleichzeitig so dumm? Es kommt schlimmer.

Diese befragten 70 Prozent sind sich nicht nur sicher, dass Fachkompetenz für Erfolg bei der Einstellung ausreicht, sondern auch für Erfolg im Beruf. Als ob sie keine KollegInnen hätten, mit denen sie zusammenarbeiten müssten! Oder Kunden. Oder Vorgesetzte. Wissen die denn nicht: Kein Mensch ist eine Insel? Leider kommt es noch schlimmer.

Die Studie zeigt auch, dass 69 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass emotionale und soziale Kompetenz bei der Arbeit eher hinderlich sind. 48 Prozent gar sind davon überzeugt, dass es keinen Mehrwert fürs Team schafft, bei der Arbeit auf die Gefühle zu achten. Wo um Himmels willen wurde diese Befragung durchgeführt? Im Psychopathen-Flügel der JVA Stadelheim? Ich fürchte nicht.

Zumindest erklären die Ergebnisse der Studie, warum es in vielen Unternehmen so zugeht, wie es eben zugeht: konfliktbelastet, abwertend, unreflektiert, unsozial, grob, empathie- und respektlos – und in Konsequenz ineffektiv und ineffizient. Weiß von diesen Beziehungsindolenten denn keiner, dass harmonische Teams produktiver sind? Die Personaler wissen das.

Und sie predigen es seit Jahren – hört ihnen jemand zu? Sie wissen und predigen: Ohne ausreichend Soft Skills leiden sowohl Teams als auch Unternehmenserfolg. Deshalb kann eine gute soziale Kompetenz bei der Bewerbung ein lediglich durchschnittliches Abschlusszeugnis locker ausgleichen. Viele Spitzenunternehmen sind geradezu voreingenommen gegen Einser-Kandidaten: „Fachlich top, menschlich ein Flop.“ Wer mit so einer Bürde ins Bewerbungsgespräch geht, muss überzeugen können. Sozial, kommunikativ und menschlich. Wissen BewerberInnen das? Oder wie ein Vertriebsvorstand es ausdrückt: „Hier im Vertrieb brauchen wir Menschenfänger, die einen Draht zum Kunden aufbauen und sie begeistern können – und keinen, der im Prüfungsfach Statistik eine Eins hat.“ Während in vielen Studienfächern die Soft Skills ein Böhmisches Dorf sind, prüfen sie führende Unternehmen peinlich genau ab.

Google zum Beispiel mit dem „Googliness“-Faktor, der unter anderem überprüft, was BewerberInnen und MitarbeiterInnen an Teamfähigkeit mitbringen, an schneller Auffassungsgabe sowie den Fähigkeiten, Ideen einzubringen und mit Neugier und Begeisterung Neuerungen voranzutreiben – das sind alles Soft Skills.

Die Hay-Studie untersuchte nicht nur die Irrtümer von AbsolventInnen und BewerberInnen, sondern auch die Meinung von HR-Fachleuten. 92 Prozent von ihnen glauben, dass gerade aufgrund von Globalisierung und sich schnell wandelnder Organisationsstrukturen Soft Skills immer wichtiger werden. 91 Prozent sind überzeugt davon, dass Mitarbeitende mit starken Soft Skills bessere wirtschaftliche Ergebnisse erzielen. Und der Knüller zum Schluss: 76 Prozent der befragten Personaler glauben, dass gerade Berufseinsteiger und Hochschulabsolventen im Bereich der Soft Skills nicht für die reale Arbeitswelt vorbereitet sind. Sie gaben an, dass ihrer Meinung nach weniger als ein Viertel der Absolventen die Soziale Kompetenz erworben haben, die für Erfolg im Beruf Voraussetzung ist. Das beginnt schon damit, dass nur die wenigsten wissen, welche von den vielen Soft Skills für beruflichen Erfolg ausschlaggebend sind. Das Staufenbiel Institut ermittelte (2017) die Top5 – worauf tippen Sie? Es sind:

  1. Eigeninitiative
  2. Leistungsbereitschaft
  3. Kommunikationskompetenz
  4. Teamfähigkeit
  5. Ergebnisorientierung

Und jetzt mal ehrlich: Würden Sie einen Bewerber, eine Bewerberin einstellen, die

  1. nur auf Anweisung arbeitet
  2. Dienst nach Vorschrift macht
  3. maulfaul und grob ist
  4. vom eigenen Team wie ein Paria behandelt wird und
  5. für Anwesenheit bezahlt werden möchte?

Nicht? Warum um Himmels willen klaffen dann bei so vielen von uns so große Lücken bei den Soft Skills? Warum glauben so viele Menschen, Vorgesetzte, Politiker, Amtsinhaber bei Behörden, TV-ModeratorInnen, BewerberInnen und AbsolventInnen, dass sie ohne Soft Skills nachhaltig Erfolg haben und Respekt ernten könnten? Es ist und bleibt ein Rätsel. Wir werden es nicht lösen können.

Aber wir können es beseitigen. Zum Beispiel mit dem Seminar „Teamfähigkeit, Präsentations- und Verhandlungstechnik“. Seit einigen Jahren wird es jedes Semester neu angeboten. Auch in diesem Semester belegen es wieder einige Kommilitonen; nämlich jene, die wissen, worauf es ankommt. Anders ausgedrückt: Hier erwirbt man sich quasi eine Job- und Erfolgsgarantie. Und nicht nur für den Job.

Denn auch private Beziehungen laufen besser und halten länger mit etwas Soft Skills. Was nicht wirklich ein Wunder ist. Schließlich sind es die Soft Skills, die den Menschen menschlich machen.

Informationen zu unserem Soft-Skill Seminar erhalten Sie hier: https://www.scm.rw.fau.de/studium-lehre/lehrveranstaltungen/master/#collapse_10

 

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